Russland vs. Europäische Union
03.04.2021
„Wenn
du
Frieden
willst
-
bereite
dich
auf
den
Krieg
vor,“
sagte
kürzlich
der
russische
Außenminister
Lawrow
als
Warnung
vor
möglichen
neuen
europäischen
Sanktionen
gegen
Russland.
Während
eines
Besuchs
des
EU-Chefdiplomaten
Borrell
bei
Lawrow
wurden
drei
Diplomaten
aus
Deutschland,
Polen
und
Schweden
zu
unerwünschten
Personen
erklärt
und
zur
Ausreise
aufgefor
-
dert.
Mit
diesen
Ausweisungen
europäischer
Diplomaten
hat
Russland
nicht
nur
Borrell
während
seines
Besuchs
in
Moskau
unmissverständlich deutlich gemacht, welcher außenpolitische Kurs gegen die EU verfolgt wird.
Die
Ausweisung
der
Diplomaten
begründet
Russland
mit
deren
angeblicher
Teilnahme
an
verbotenen
Demonstrationen
gegen
die
Inhaftierung
von
Kreml-Gegner
Nawalny
in
Moskau
und
in
Sankt
Petersburg
und
belegt
dies
mit
Videoaufnahmen,
die
die
drei
Diplomaten
auf
einer
Straße
inmitten
anderer
Passanten
zeigen.
Ein
Beleg
für
die
Teilnahme
an
einer
Demonstration
ist
dies
nicht.
Vor
allem
angesichts
der
von
ehemaligen
Diplomaten
berichteten
ständigen
Beobachtung
durch
den
russischen
Inlandsgeheimdienst
FSB
ist
anzunehmen,
dass
Russland
über
viele
Videos
mit
Straßenszenen
verfügt,
auf
denen
europäische
Diplomaten zu sehen sind.
Die
westlichen
Sanktionen
gegen
Russland
werden
für
alle
im
täglichen
Leben
auftretenden
Engpässe
der
russischen
Wirtschaft
verantwortlich
gemacht,
obwohl
sie
nur
Finanzsanktionen
gegen
russische
Personen
und
Organisationen,
Einreisesperren
für
einzelne
Personen,
ein
Waffenembargo
(auch
für
zivile
Güter,
die
militärisch
genutzt
werden
können)
und
Ausrüstungsgüter
sowie
Technik
zur
Erdölförderung
betreffen,
also
bewusst
keine
Güter
des
täglichen
Bedarfs
der
russischen
Bevölkerung.
Wenn
dennoch
russische
Bürger*innen
im
Alltag
Einschränkungen
spüren,
dann
durch
die
Einfuhrsperren
von
Lebensmitteln
aus
der
EU,
die Russland als Gegensanktionen verhängt hat.
Die
Agitation
gegen
die
Ukraine
nach
dem
„Euromaidan“
zur
Jahreswende
2013/2014
war
zunächst
auf
die
Bevölkerung
Russlands
gerichtet.
Die
Ukraine
wird
nach
russischer
Lesart
von
Faschisten
regiert.
Jetzt
muss
man
wissen,
dass
der
Begriff
„Faschismus“
im
russischen
Sprachgebrauch
ein
Synonym
für
den
Nationalsozialismus
in
Deutschland
während
der
Hitler-
Diktatur
ist,
der
millionenfaches
Leid
über
die
Russen
gebracht
hat.
Die
Annexion
der
Krim
wird
auch
als
Befreiung
vom
Faschismus
verkauft.
Seit
Beginn
des
Krieges
in
der
Ostukraine,
nachdem
bewaffnete
Separatisten
die
„Volksrepublik
Donezk“
und
die
„Volksrepublik
Lugansk“
ausgerufen
haben
und
die
ukrainische
Armee
eine
Offensive
gegen
die
Separatisten
begonnen
hat,
ist
das
Hauptaugenmerk
der
Trolle
in
Russland
darauf
gerichtet,
der
ukrainischen
Armee
Kriegsverbrechen
gegen
die
überwiegend
russisch-stämmige
ostukrainische
Bevölkerung
vorzuwerfen.
Auf
Europa
gerichtet
ist
der
Versuch,
die
gewaltsame
Rebellion
in
der
Ostukraine
mit
den
separatistischen
Bewegungen
etwa
in
Katalonien,
dem
Baskenland,
Nordirland
oder
Schottland
auf
eine
Stufe
zu
stellen
und
propagandistisch
zu
befeuern.
Unterdrückte
Minderheiten
in
einem
Staat
hätten
das
Recht,
ihre
Unabhängigkeit
zu
fordern
und
durchzusetzen.
Da
fragt
sich
doch,
ob
das
auch
für
Tschetschenien
gilt
oder
für
Tibet.
2015
handelten
der
französische
Präsident
François
Hollande,
Bundeskanzlerin
Angela
Merkel,
der
ukrainische
Präsident
Petro
Poroschenko
sowie
der
russische
Präsident
Putin
das
„Minsker
Abkommen“
über
eine
Deeskalation
und
Befriedung
im
Ostukraine-Krieg
aus.
Im
Mittelpunkt
standen
ein
Waffenstillstand
und
ein
Abzug
schwerer
Waffen
aus
definierten
Sicherheitszonen.
Da
Vertreter
der
Separatisten
nicht
an
den
Verhandlungen
beteiligt
waren,
unterzeichnete
Putin
das
Abkommen
nicht.
Mit
Ausnahme
eines
Gefangenenaustauschs
haben
sich
beide
Kriegsparteien
nicht
an
das
Abkommen
gehalten.
Die
russische
Propaganda
sieht
alle
Schuld
für
Kriegshandlungen
allein
bei
der
Ukraine.
Natürlich
wird
bestritten,
dass
Russland
den
„Volksrepubliken“
militärische
Hilfe
leistet.
Und
was
besonders
dreist
ist:
Es
wird
von
der
deutschen
Bundeskanzlerin
verlangt,
dass
sie
die
Ukraine
dazu
bringt,
die
Bestimmungen
des
„Minsker
Abkommens“
einzuhalten.
Schließlich
habe
sie
das
Abkommen unterzeichnet. Deshalb müsse sie auch für die Einhaltung des Abkommens sorgen.
Jüngste
Aktivitäten
der
russischen
Propaganda
gegen
Europa
folgten
auf
die
Giftanschläge
auf
den
ehemaligen
Agenten
Sergei
Skripal
und
seine
Tochter
in
Großbritannien
und
den
russischen
Dissidenten
Alexei
Navalny.
Hinter
dem
Anschlag
auf
Skripal
stecke
die
britische
Regierung
als
Ablenkung
vom
Brexit,
und
seine
Vergiftung
sei
eine
NATO-Verschwörung
gegen
Russland,
behauptete
der
Kreml.
Und
Navalny
sei
nicht
in
Russland
vergiftet
worden,
sondern
–
wenn
denn
überhaupt
eine
Vergiftung
vorgelegen haben sollte – erst in Deutschland bei seiner angeblichen medizinischen Behandlung.
Nachdem
Navalny
auf
einem
Flug
von
Tomsk
nach
Moskau
bewusstlos
zusammengebrochen
war,
landete
der
Pilot
das
Flugzeug
außerplanmäßig
in
Omsk
und
Navalny
wurde
in
eine
dortige
Klinik
gebracht.
Die
Ärzte
dort
vermuteten
eine
Vergiftung
mit
„Antipsychotika
oder
Neuroleptika“
und
behandelten
Navalny
(richtigerweise)
mit
Atropin.
Die
Vergiftungsdiagnose
wurde
am
Tag
darauf
verworfen.
Der
Chefarzt
des
Krankenhauses
diagnostizierte
offiziell
eine
Stoffwechselstörung
aufgrund
zu
niedrigen
Blutzuckers.
Toxikologische
Substanzen
seien
nicht
identifiziert
worden.
Merkwürdig
ist,
dass
der
zuerst
behandelnde
Arzt
später
überraschend
verstarb
und
der
Chefarzt
inzwischen
auf
einen
höher
dotierten
anderen
Posten
versetzt
wurde.
Merkwürdig
ist
auch,
dass
der
Kreml
es
zuließ,
Navalny
zur
Behandlung
nach
Deutschland
auszufliegen.
Putin
erklärte
öffentlich,
russische
Behörden
hätten
die
Ausreise
Nawalnys,
der
im
Koma
lag,
aus
Rechtsgründen
verhindern
können,
er
persönlich
habe
aber
nach
einer
brieflichen
Bitte
von
Julija
Nawalnaja
die
russischen
Stellen
angewiesen,
den
Flug
zu
erlauben.
Da
stellt
sich
die
Frage,
weshalb
Putin
zugestimmt
hat,
Navalny
ausfliegen
zu
lassen.
Vermutlich
hat
der
Flugkapitän
unerwartet
gehandelt
mit
der
Notlandung
in
Omsk,
und
dadurch
war
ein
Giftanschlag
nicht
mehr
zu
verheimlichen.
Wäre
das
Flugzeug
mit
einem
toten
Navalny
an
Bord
direkt
nach
Moskau
geflogen,
hätte
man
die
Fake-Diagnose
„Stoffwechselstörung“
verbreiten
können,
ohne
dass
es
auch
nur
den
Anschein
eines
Gegenbeweises
gegeben
hätte.
Hat
Putin
geglaubt,
dass
die
deutschen
Ärzte
Navalny
nicht
würden
retten
können,
so
dass
man
Deutschland
ohne
Mühe
die
Schuld
an
dessen
Tod
würde
zuweisen
können?
Hat
Putin
nicht
geglaubt,
dass
ein
deutsches
Labor
Nowitschok
würde
nachweisen
können?
Oder
ist
Putin
davon
ausgegangen,
dass
Navalny
nach
einer
Genesung
nicht
wieder
nach
Russland
zurückkehren
würde?
Die
russischen
Reaktionen
nach
der
Rückkehr
von
Navalny
lassen
am
ehesten
diese
Fehleinschätzung
zu.
Denn
die
Begründung
für
die
sofortige
Verhaftung
von
Navalny
nach
seiner
Wiedereinreise,
er
habe
gegen
die
Meldeauflagen
während
seiner
Bewährungszeit
verstoßen,
kann
lachhafter
nicht
sein.
Wie
kann
jemand,
der
im
Koma liegt und der nach Deutschland ausreisen durfte, sich bei einer Moskauer Polizeidienststelle melden?
Gegenwärtig
feiert
die
russische
Propaganda
den
Covid-19-Impfstoff
„Sputnik
V“
als
ersten
wirksamen
Impfstoff
auf
der
Welt
gegen
das
Virus.
In
aller
Welt
sei
der
Impfstoff
gefragt,
nur
nicht
in
der
EU
und
den
USA.
Der
Pfizer-Impfstoff
(BioNTech
wird
in
Russland
nicht
erwähnt)
führe
zu
starken
Nebenwirkungen
und
Todesfällen,
das
hätten
zahlreiche
Publikationen
bewiesen.
Leider
klärten
weder
die
EU-Kommission
noch
die
westlichen
Regierungen
oder
die
regierungstreuen
Medien
die
Bevölkerung
darüber
auf.
Die
angeblichen
Beweise
sind
Schlagzeilen
(„Tod
nach
Corona-Impfung“)
und
nicht
belegte
Behauptungen
von
Boulevard-Blättern
und
rechts-
oder
linksextremen
Publikationen.
Unbestritten
ist,
dass
Menschen
zeitnah
nach
einer
Impfung
mit
BioNTech/Pfizer-Vakzin
verstorben
sind.
Aber
ein
kausaler
Zusammenhang
zwischen
Impfung
und
Tod
(also
wegen
der
Impfung
verstorben)
konnte
bisher
in
keinem
Fall
nachgewiesen
werden.
Die
Verstorbenen
waren
allesamt
hochbetagt
und/oder
litten
an
massiven
Vorerkrankungen.
Unbestritten
ist
auch,
dass
nach
einer
Impfung
häufig
leichte
Nebenwirkungen
auftreten
oder
Allergiker
einen
anaphylaktischen
Schock
erleiden
können.
Das
trifft
aber
auf
alle
Impfungen
zu, auch mit „Sputnik V“.
Momentan
steht
der
in
Europa
zugelassene
Impfstoff
von
AstraZenica
im
Mittelpunkt
der
Kritik,
nachdem
das
Vakzin
wahrscheinlich
verantwortlich
ist
für
mehrere
Krankheits-
und
Todesfälle
mit
einer
seltenen
Hirnvenenthrombose.
Natürlich
wird
in
der
Propaganda
das
Risiko,
an
der
Hirnvenenthrombose
zu
erkranken,
maßlos
übertrieben.
Ob
neben
den
allgemeinen
Risiken
einer
Impfung
spezielle
seltene
Risiken
bei
„Sputnik
V“
aufgetreten
sind,
ist
nicht
bekannt.
In
einem
Punkt
ist
„Sputnik
V“
wohl
tatsächlich
dem
Vakzin
von
AstraZeneca
überlegen.
Beide
sind
Vektorimpfstoffe
und
nutzen
Adenoviren,
um
Genmaterial
des
Cocid-19-Virus
in
menschliche
Zellen
einzuschleusen
und
so
Abwehrreaktionen
im
Immunsystem
hervorzurufen.
Während
bei
AstraZeneca
der
Impfstoff
für
die
Erst-
und
die
Zweitimpfung
gleich
ist,
wird
bei
„Sputnik
V“
für
die
Zweitimpfung
ein
Impfstoff
auf
Basis
eines
anderen
Adenovirus
genutzt.
Der
Boost-Effekt
(erneute
Stimulierung
des
Immunsystems)
ist
dadurch
stärker
und
„Sputnik
V“
insgesamt
(soweit
bekannt)
wirkungsvoller
(>
90%)
als
AstraZeneca
(>
60%),
obwohl beide Vakzine auf der gleichen Technologie beruhen.
Bis
zur
Veröffentlichung
einer
Studie
russischer
Wissenschaftler
in
„The
Lancet“
Anfang
Februar
waren
Sicherheit
und
Wirksamkeit
von
„Sputnik
V“
nicht
unabhängig
zu
bewerten,
weil
die
Entwickler
kaum
Daten
herausgaben.
Die
Studie
in
„The
Lancet“
hat
auch
nicht
alle,
aber
viele
Fragen
beantwortet.
Präsident
Wladimir
Putin
lobte
das
Fachjournal
für
seine
„Objektivität“.
Als
„The
Lancet“
im
Dezember
eine
Studie
über
die
Vergiftung
des
Oppositionellen
Alexej
Nawalny
mit
dem
Kampfstoff
Nowitschok
publizierte,
hatte
Putins
Sprecher
Peskow
dazu
noch
gesagt:
„Wir
lesen
keine
medizinischen
Zeitschriften“.
Und
als
der
international
anerkannte
italienische
Wissenschaftler
Enrico
M.
Bucci,
der
die
Integrität
von
Manuskripten
biomedizinischer
Fachzeitschriften
und
Forschungseinrichtungen
prüft,
um
Überlassung
der
Rohdaten
aus
den
medizinischen
Studien
bat,
antwortete
der
Vorsitzende
des
russischen
Gamaleja-Instituts
für
Epidemiologie
und
Mikrobiologie,
das
„Sputnik
V“
entwickelt
hat,
hochnäsig,
die
Welt
habe
über
7
Milliarden
Einwohner,
man
könne
doch
nicht
jedem,
der
danach
frage, die gesamten Daten zur Verfügung stellen.
Gegenwärtig
prüft
die
Europäische
Arzneimittel-Agentur
(EMA)
die
Voraussetzungen
für
eine
Zulassung
von
„Sputnik
V“
in
Europa.
Russland
hat
ein
Interesse
an
einer
europäischen
Zulassung,
weil
dies
das
internationale
Renommee
des
Impfstoffs
stärken
würde.
Fraglich
ist
aber,
ob
Russland
an
einer
Belieferung
der
EU
mit
dem
Vakzin
interessiert
ist.
Bisher
hat
Russland
Vereinbarungen
mit
über
40
Ländern
über
Impfstofflieferungen
getroffen,
vornehmlich
in
Lateinamerika,
Osteuropa,
Asien
und
Afrika.
Die
osteuropäischen
Länder
(Belarus,
Serbien,
Slowakei,
Ungarn,
Armenien,
Montenegro,
Moldawien)
sind
geschichtlich
betrachtet
enger
mit
Russland
verbunden
als
andere
europäische
Staaten.
Bei
den
Staaten
auf
anderen
Kontinenten
spielen
geopolitische
Interessen
Russlands
eine
große
Rolle.
(China
verfolgt
einen
ähnlichen
Weg
mit
der
Vermarktung
seines
Vakzins
„Sinovac“.)
Angesichts
der
geringen
Verfügbarkeit
der
in
der
EU
zugelassenen
Impfstoffe
bekunden
inzwischen
mehrere
EU-
Staaten
(auch
Deutschland)
Interesse
an
„Sputnik
V“,
scheinen
aber
–
anders
als
Ungarn
und
Slowakei
–
auf
eine
Zustimmung
der
EMA zu warten.
Die
internationale
Nachfrage
nach
„Sputnik
V“
scheint
die
gegenwärtigen
Produktionskapazitäten
zu
übersteigen.
Jedenfalls
sucht
Russland
im
Ausland
nach
zusätzlichen
Produktionsstätten
für
das
Vakzin.
Innerhalb
des
eigenen
Landes
ist
Russland
mit
den
Massenimpfungen
nicht
viel
weiter
als
die
EU.
Als
Ursula
von
der
Leyen
Ende
Februar
die
Frage
stellte,
wie
es
sein
könne,
dass
Russland
anderen
Ländern
Millionen
Dosen
seines
Corona-Impfstoffs
„Sputnik
V“
anbiete
und
daheim
nur
langsam
mit
dem
Impfen
vorankomme,
reagierte
Putin
erbost
auf
„die
jüngsten
Versuche,
unsere
Errungenschaften
auf
dem
Gebiet
der
Medizin
im
Kampf
gegen
das
Coronavirus
in
Frage
zu
stellen“.
Dennoch
musste
er
interne
Probleme
zugeben:
„Wir
können
stolz
darauf
sein,
dass
unsere
Impfstoffe
die
sichersten
und
effektivsten
der
Welt
sind.
Dennoch
gibt
es
Fragen
zur
Logistik,
zur
Organisation
von
Impfzentren.
In
einigen
Regionen
der
Föderation,
ich
glaube
in
neun
Regionen,
haben
sie
noch
gar
nicht
mit
der
Impfung
begonnen.“
Dass
es
in
Russland
eine
verbreitete
Impfskepsis
gibt
und
die
Impfbereitschaft
gering
ist
(sie
liegt
laut
Umfragen nur bei gut 30%), erwähnte er nicht.
Im
Internetportal
„dekoder“,
das
Texte
russischer
Journalisten
in
deutscher
Übersetzung
zugänglich
macht,
ist
ein
interessanter
Artikel
von
Maxim
Trudoljubow
nachzulesen
(https://www.dekoder.org/de/article/corona-impfung-sputnik-
propaganda),
der
sich
mit
der
russischen
Impfquote
und
dem
Einfluss
der
russischen
Propaganda
auf
die
Impfskepsis
der
Russen
befasst.
„Gam-COVID-Vac“
ist
der
offizielle
Name
des
der
Öffentlichkeit
als
„Sputnik
V“
vorgestellten
russischen
Impfstoffs.
Der
öffentlich
gebrauchte
Name
soll
deutlich
machen,
dass
Russland
wie
im
Wettlauf
um
den
ersten
Satelliten
im
All
auch
im
Wettlauf
um
den
ersten
wirksamen
Covid-19-Impfstoff
der
Sieger
ist.
Das
„V“
steht
zwar
für
„Vaccine“,
ist
aber
auch
seit
Churchill
ein
Symbol
für
„Victory“.
Russland
möchte
an
glorreiche
Zeiten
der
Sowjetunion
anknüpfen,
an
den
Sieg
über
Deutschland,
die
Befreiung
Europas
vom
Faschismus
(diese
Rolle
reklamieren
die
Russen
stets
für
sich
allein,
die
alliierten
Amerikaner
und
Briten
werden
nie
erwähnt).
Die
Sehnsucht
nach
einer
internationalen
Erstklassigkeit
ist
bei
den
Russen
sehr
stark,
sei
es
im
Sport,
in
der
Wissenschaft,
in
der
Raumfahrt
oder
bei
militärischer
Technik.
Jeder
Erfolg
im
Wettbewerb
mit
anderen Staaten wird propagandistisch ausgeschlachtet und gebührend gefeiert.
Es
ist
unübersehbar,
dass
Russland
die
Corona-Pandemie
von
Anfang
an
nutzen
wollte,
international
Präsenz
zu
zeigen
und
Einfluss
in
den
EU-Staaten
zu
gewinnen.
Als
der
russische
Katastrophenschutz
im
Frühjahr
2020
eine
Hilfslieferung
nach
Norditalien
schickte,
landeten
die
Hilfsflugzeuge
nicht
etwa
in
Genua
oder
Mailand,
sondern
in
Rom,
von
wo
die
Hilfsgüter
dann
in
einer
fahnengeschmückten
LKW-Kolonne
quer
durch
das
Land
nach
Bergamo
gebracht
wurden.
In
Rom
war
man
sich
eines
Empfangs
durch
hochrangige
Regierungsvertreter
mit
weltweit
verbreiteten
Fernsehbildern
sicher,
und
möglichst
viele
Italiener
sollten
mit
eigenen
Augen
sehen,
dass
Russland
hilft
(was
EU-Staaten
bis
dahin
noch
nicht
getan
hatten).
Zitat
des
Abgeordneten
Andrej
Turtschak
von
der
Partei
„Einiges
Russland“
zur
Rolle
Russlands
in
der
Corona-Pandemie:
„Wir
besiegen
die
Pandemie.
Unser
Impfstoff
ist
der
beste
der
Welt
–
die
anderen
planen
nur.
Wir
haben
die
Familie
und
ihre
Werte
–
die
haben Gender und Transgender.“
Es
wird
ein
Grundprinzip
russischer
Politik
deutlich.
Der
nationale
Schulterschluss,
der
die
öffentliche
Stimmung
nach
der
Annexion
der
Krim
prägte,
wurde
durch
die
Aktionen
des
wenig
populären
Oppositionspolitikers
Alexei
Nawalny
gestört.
Der
Kreml
reagierte
empfindlich,
um
deutlich
zu
machen,
dass
ein
Rückgrat
Russlands
ein
starker
Herrscher
und
ein
starker
Staat
seien.
Russland
bilde
eine
eigene
Zivilisation,
die
nicht
nach
westlichen
Vorbildern
reformiert
werden
dürfe.
Prägend
ist
auch
der
Einfluss
der
russischen
Orthodoxie.
In
ihren
Sozialdoktrin
ist
die
Rede
von
„kulturellen
Unterschieden“
zwischen
den
christlichen
Kirchen.
Die
russische
Orthodoxie
zeichne
sich
durch
Patriotismus
aus
und
müsse
die
nationale
Kultur
bewahren.
Die
Gläubigen
seien
aufgerufen,
der
Staatsgewalt
Gehorsam
zu
leisten
und
für
sie
zu
beten.
Putin
erklärt:
„Der
russischen
Weltanschauung
liegt
die
Vorstellung
von
Gut
und
Böse,
von
höheren
Mächten,
vom
Göttlichen
zugrunde.
Das
westliche
Denken
ist
von
Interesse
und
Pragmatik
geprägt.“
Der
Kreml
versteht
sich
als
Hüter
überkommener
zivilisatorischer
Werte,
die
nicht
zur
Disposition
stehen.
In
der
Strategie
zur
nationalen
Sicherheit
von
2015
werden
als
solche
Werte
etwa
der
Vorrang
des
Geistigen
vor
dem
Materiellen,
die
Familie
und
der
Dienst
am
Vaterland
genannt.
Vor
diesem
Hintergrund
wäre
jede
Veränderung
der
politischen
Führung
schädlich
für
die
„zivilisatorische
Identität“
des
Landes.
Bei
den
antieuropäischen
Aktivitäten
Russlands
geht
es
nicht
um
den
reinen
Machterhalt,
sondern
um
die
Verteidigung
eines
konservativen,
antiwestlichen
Wertesystems,
das
die Herrschaft im Innersten zusammenhält.
Eine
Randnotiz:
Beim
Rückflug
nach
meinem
letzten
Russland-Besuch
von
Moskau
nach
Hannover
stand
beim
Einstieg
in
das
Flugzeug
überraschend
eine
freundlich
lächelnde
FSB-Mitarbeiterin
in
Uniform
(erkennbar
am
Ärmelemblem)
an
der
Fluggasttreppe.
Normalerweise
legen
doch
Geheimdienstmitarbeiter/innen
Wert
darauf,
nicht
erkannt
zu
werden.
Welchen
Auftrag
hatte
sie?
Sie
hat
weder
ein
weiteres
Mal
die
Personalien
der
Passagiere
noch
die
Bordkarten
überprüft.
War
sie
nur
eine
„Grußtante“?
Oder
sollte
es
ein
Signal
an
die
Passagiere
sein:
„Wir
hatten
Sie
jederzeit
im
Blick“
oder
auch
„Wir
haben
für
Ihre
Sicherheit
gesorgt“.
Ob
sie
letztlich
mit
in
das
Flugzeug
eingestiegen
ist
und
uns
den
ganzen
Flug
begleitet
hat,
konnte
ich
als
Economy-Passagier
nicht
beobachten.
Auf
jeden
Fall
ist
es
schon
bemerkenswert, wenn man in einem Staat von einer Geheimdienst-Mitarbeiterin „verabschiedet“ wird!